So geht Tuning richtig

Autotuning: Was ist eigentlich erlaubt?

 

09.05.2017

Ob Alufelgen, Tieferlegungen oder Sportauspuff. Tuning ist vielfältig und beliebt wie eh und je. Wer sein Fahrzeug umrüsten will, muss allerdings strenge Vorgaben berücksichtigen. Nur so ist die Verkehrssicherheit der Fahrzeuge gewährleistet. Und dann steht auch der Individualisierung nichts im Weg.

In Deutschland ist die Begeisterung für  individuelle Autos besonders hoch: Laut dem Verband der Automobil-Tuner (VDAT) werden hierzulande jährlich bis zu 1,7 Milliarden Euro in Bauteile investiert, die der Verband als „sportliches Automobilzubehör“ bezeichnet. „Tuner sind Menschen, die eine Autobegeisterung haben und ihre Autos individuell anpassen wollen“, sagt Harald Schmidtke, VDAT-Geschäftsführer.

Sicherheit geht vor

Doch bei der Wahl der Bauteile muss man aufmerksam sein, denn nicht alles, was gut aussieht, ist auch erlaubt. „Alle sicherheitsrelevanten und Abgas oder Geräusch betreffenden Änderungen sind genehmigungspflichtig“, warnt Schmidtke. Sonst droht Ärger mit der Zulassung und der Versicherung. Die Polizei kann das Auto stilllegen und Geldstrafen sowie Fahrverbote verhängen. Und das mit gutem Grund: Illegal umgerüstete Fahrzeuge werden andernfalls schnell zu einem rollenden Risiko.

„Runter vom Gas“ widmet sich den fünf beliebtesten Umbauten und Aufrüstungen und beleuchtet die Gefahren und die gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Reifen: Mit der richtigen Kombination ins Rollen kommen

Seit einigen Jahren ist in der Europäischen Union die Reifenbindung bei Autos aufgehoben. Der Fahrzeughersteller kann also nicht mehr vorschreiben, welche Reifen montiert werden. Stattdessen muss er garantieren, dass alle zulässigen Reifen montiert werden können. Dadurch boomt die Nachfrage und breite Reifen und glänzende Leichtmetallfelgen lassen Tuning-Herzen höher schlagen. „Gerade die Aufrüstung der Rad-Reifen-Kombination wird immer beliebter“, bemerkt Schmidtke. „Reifentuning ist relativ preisgünstig und das Auto wird zu einem echten Blickfang.“

Breitere Reifen sind für viele Autofahrer aber nicht nur ein optisches Highlight, sie haben auch Vorteile: auf trockener Straße verbessert sich das Handling und der Grip, d.h. der Bremsweg wird kürzer. Allerdings leidet der Komfort, die Dämpfung des Reifens nimmt ab und der Rollwiderstand wird höher. Bei Nässe droht schnellere Aquaplaninggefahr. Aber auch hier definiert der Gesetzgeber den Spielraum. Denn Reifen dürfen nur so breit sein, dass die Lauflächen durch die Kotflügel abgedeckt sind (§ 36 StVZO).

Licht: LED auf dem Vormarsch

Die Beleuchtung der Fahrzeuge spielt bei Tuning-Fans eine wichtige Rolle. Xenon- und LED-Technik dominieren bei der Nachrüstung der Scheinwerfer. Beim Umbau von Halogen auf Xenonlicht kann und darf man aber nicht einfach die Leuchtmittel austauschen. Die Veränderung einzelner Komponenten eines Scheinwerfersystems ist unzulässig. Allerdings gibt es für manche Fahrzeuge komplette Xenon- oder LED-Nachrüstkits. Zudem muss man zusätzlich an die vorgeschriebene Scheinwerferreinigungsanlage und die automatische Leuchtweitenregulierung denken. Beim Umbau muss auf die notwendigen Belege und eine E-Prüfnummer geachtet werden. Der Einbau der Lampeneinheiten sollte durch eine Fachwerkstatt erfolgen, da dort der Scheinwerfer auch richtig eingestellt werden und gegebenenfalls auch die Programmierung die Fahrzeugelektronik angepasst werden kann. 

Tieferlegung: Immer auf der Höhe

Dynamische Optik und eine vermeintlich sportlichere Sitzposition: Die Tieferlegung des Autos zählt zu einer der beliebtesten Arten des Fahrwerktunings. Aber wie tief darf ein Fahrzeug liegen? Die StVZO (§30) gibt hier eine klare Empfehlung. Demzufolge müssen Fahrzeuge so beschaffen sein, dass Verkehrseinrichtungen (also zum Beispiel Bordsteine) beim Überfahren nicht beschädigt werden. Grundsätzlich haben Autofahrer also viel Spielraum. Allerdings orientiert sich der TÜV häufig an der Vorgabe, dass ein Hindernis von 11 cm berührungslos überfahren werden kann.

Dass die Tieferlegung kein Kinderspiel ist, bestätigt auch der VDAT: „Es handelt sich um einen sicherheitsrelevanten Eingriff am Fahrwerk“, so Schmidtke. Daher ist der Umbau nichts für Hobby-Bastler und sollte in einer Fachwerkstatt durchgeführt werden. Die Eintragung der Umbauten in die Fahrzeugpapiere ist Pflicht.

Abgasanlage: Mit viel Gebrumm und Getöse

Kräftiger Sound und ein auffälliges Design am Heck: Viele Tuning-Fans holen sich mit einem neuen Auspuff eine sportliche Optik auf die Straße. Wenn es dabei nur um das Aussehen geht, kann bedenkenlos auf günstige Endrohrblenden zurückgegriffen werden. Für eine gute Sportauspuffanlage sind aber Nachrüst-Schalldämpfer, Sport-Katalysatoren und Auspuff-Krümmer notwendig. Auch hier ist beim Kauf auf die E-Kennzeichnung zu achten.

Das Entfernen von Serienkomponenten im Auspuff, beispielsweise des Vor- oder Mittelschalldämpfers oder des Katalysators, ist verboten. Der Einbau einer individuell angefertigten Abgasanlage ist zwar möglich, aber immer mit einer teuren Geräusch- und Abgasmessung verbunden.

Tuning ist der Wunsch nach Individualität.

Tuning ist nicht nur etwas für Autobegeisterte, die mit aufgerüsteten Fahrzeugen prahlen möchten. Umbauarbeiten können auch helfen, die Sicherheit im Auto zu erhöhen und das Fahrverhalten zu verbessern. Wer richtig tuned, der optimiert. Und: „Ein getuntes Auto entbindet den Fahrer natürlich nicht von einem rücksichtsvollen Verhalten im Straßenverkehr“, sagt Schmidtke. Wer sich an die definierten Grenzen hält, kann dem Wunsch nach Individualität des Autos also freien Lauf lassen. 

Tune it! Safe!

Billige Plagiate oder nicht zugelassene Teile: Die Initiative „Tune it! Safe!“ warnt davor, sich von vermeintlichen Schnäppchen blenden zu lassen. Seit 2005 sensibilisiert die Kampagne vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und des Verbands der Automobil Tuner für mehr Sicherheit beim Autotuning. Die Kampagne gibt Tuningtipps, informiert über zulässige Produkte und klärt über sicheres und vorschriftenkonformes Tuning auf.