06.12.2016
Knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume wandern nach Angaben des Hauptverbands der deutschen Holzindustrie jeden Dezember in deutsche Haushalte, für insgesamt rund 700 Millionen Euro. Für den sicheren Transport im Auto gibt es Einiges zu beachten.
„Nimm mich mit!“, scheinen die in Reih und Glied stehenden Tannenbäume auf dem vorweihnachtlichen Supermarkt-Parkplatz zu rufen. Der liebste Weihnachtsbaum der Deutschen ist eine Nordmanntanne. So eine wie diese hier, denkt sich der Familienvater, der seine Feierabendeinkäufe gerade zum Auto bringt. Warum also nicht gleich jetzt einen kaufen?
Auf einen Blick: So bleiben Auto und Tannenbaum heil
Do:
● Spanngurte mehrmals herumwickeln
● Überhänge kennzeichnen
● Stamm nach vorne
● Angepasst fahren
Don’t:
● Unbefestigt im Auto transportieren
● Mit Expandern oder Schnüren befestigen
● Seitlich oder nach vorne überstehen lassen
● Blinker, Lichter oder Kennzeichen verdecken
Eigentlich eine gute Idee – doch vor dem Impulskauf sollte er sich fragen, ob er alles für den sicheren Transport dabei hat. Ein Baum könne nämlich je nach Größe schnell mehr als 30 Kilogramm wiegen, erklärt Jens Klingenberg vom Auto-Club Verkehr. Ein potenzielles Geschoss: „Bei einer Vollbremsung oder einem plötzlichen Ausweichmanöver können schlecht gesicherte Bäume gefährlich verrutschen oder sie schießen im schlimmsten Fall auf die Straße und werden damit zur Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer.“
Weihnachtsbaum-Transport: Darauf kommt es an
Nach Paragraf 22 der Straßenverkehrsordnung ist die Ladung „so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen“ kann. Bei ungesicherter Ladung droht ein Bußgeld von mindestens 35 Euro. Werden andere dadurch gefährdet, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro sowie einem Punkt in Flensburg gerechnet werden. Eine überstehende, nicht gekennzeichnete Ladung schlägt mit 25 Euro zu Buche.
„Damit das Auto nicht zum ‚Gefahrguttransporter‘ wird, muss jede Tanne gut gesichert werden“, erklärt Klingenberg. Das bedeutet: Spanngurte müssen her, denn Gummi-Expander oder Schnüre halten nicht gut genug. Kleine Bäume kommen quer hinter die Rücksitze, große bei umgelegter Rückbank hinter den Beifahrersitz, mit dem Stamm nach vorn. Wer seinen Baum legt statt ihn zu schieben, schont übrigens nicht nur sein Auto, sondern auch die Zweige.
Tannenbaum richtig auf dem Auto befestigen
Beim Verkäufer auf dem Parkplatz entscheidet sich der Familienvater für einen zwei Meter großen Tannenbaum. Leider stellt er am Auto fest, dass dieser auch bei umgelegter Rückbank nicht in seinen Kleinwagen passt – zumindest nicht bei geschlossener Kofferraumklappe. Er könnte den Baum mit offener Klappe transportieren: Maximal 1,50 Meter darf der Wipfel nach hinten herausragen. Ab einem Meter Überstand braucht er eine hellrote, 30x30 Zentimeter große Fahne als Kennzeichnung sowie in der anbrechenden Dämmerung ein rotes Licht. Beides hat der Fahrer aber nicht dabei.
Also wuchtet er den Baum mit der Hilfe eines netten Passanten auf das Dachträgersystem und gräbt im Kofferraum, bis er die zwei Spanngurte wiedergefunden hat. Kurz darauf hat er den Baum festgezurrt. Das heißt: Er ist mehrfach mit den Gurten fest umschlungen – vor allem so, dass er in alle Richtungen gesichert ist. „Die Spanngurte müssen erhebliche Kräfte, die durch den Fahrtwind auf die Tanne wirken, aushalten“, sagt Jens Klingenberg.
Das Gewicht des Weihnachtsbaums verändert die Fahreigenschaften eines Wagens.
Fahren mit Weihnachtsbaum
Der Fahrer prüft und betrachtet seine Konstruktion. Der Stamm zeigt nach vorn, das ist stromlinienförmiger. Nach vorne steht der Baum nicht über, die Sicht ist also nicht eingeschränkt. Nur hinten ragt er zwanzig Zentimeter über die Silhouette des Kleinwagens. Vorsichtig fährt der Familienvater los. „Das zusätzliche Gewicht durch den Weihnachtsbaum verändert die Fahreigenschaften eines Fahrzeugs – insbesondere in Kurven, beim Bremsen und Beschleunigen“, erklärt Jens Klingenberg vom Auto-Club Verkehr.
Um den Versicherungsschutz braucht sich der Familienvater übrigens keine Sorgen zu machen. Wie Hasso Suliak vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft erklärt, „greift der Versicherungsschutz selbstverständlich auch dann, wenn ein Weihnachtsbaum transportiert wird“ – sofern man, wie in diesem Fall, alles richtig gesichert hat.
Alternative zum Auto-Transport
Sicher zu Hause angekommen, lädt der Vater den Tannenbaum ab und trägt ihn ins Wohnzimmer. Da steht allerdings schon einer. „Den hab ich online bestellt“, sagt seine Frau strahlend. „Ein Bote hat ihn vorhin mit einem Lastenfahrrad gebracht. Es ist ein Leihbaum im Kübel, nach Weihnachten wird er wieder abgeholt und eingepflanzt.“
Der Mann ist zunächst etwas beleidigt, doch dann findet die Familie ein schönes Plätzchen für den Zweitbaum auf dem Balkon. Und als der Vater die schön geschmückten Bäume und die glänzenden Augen seiner Kinder im Kerzenschein sieht, nimmt er sich vor, nächstes Jahr selbst einen Leihbaum zu holen. Vielleicht mit einem Lastenfahrrad? So eins wollte er sich ja schon lange zulegen. Auch dann muss der Baum natürlich mit Spanngurten gesichert sein und klein genug sein, dass er beim Transport noch über den Lenker schauen kann.
Bilder: Stocksy, istock und Fotolia