Tücken beim Rechtsabbiegen
Vielerorts kommt es beim Rechtsabbiegen zu Unfällen. Mit diesen Tipps kriegen alle Verkehrsteilnehmer sicher die Kurve.
29.08.2018
Beim Rechtsabbiegen müssen Fahrer von Autos, Bussen, Lkw und motorisierten Zweirädern besonders aufmerksam sein, denn Fußgänger und Radfahrer, die ihren Weg geradeaus fortsetzen, haben Vorrang vor dem abbiegenden Verkehr.
Damit Verkehrsteilnehmer sicher ankommen, sollten sich abbiegende Fahrer vor Augen halten: Laut Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) müssen Fahrzeuge, die nach rechts in eine Straße oder Einmündung abbiegen, Radfahrer passieren lassen, die auf oder neben der Fahrbahn in die gleiche Richtung unterwegs sind. Dies gilt allerdings nicht, wenn ein baulich getrennter, abgesetzter Radweg vorhanden ist. Fußgänger, die die einmündende Straße überqueren haben ebenfalls Vorrang, auch wenn dort kein Fußgängerüberweg markiert ist. Auf zu Fuß Gehende und Radfahrer ist besondere Rücksicht zu nehmen. Wer nach rechts abbiegt, muss außerdem rechtzeitig den Blinker setzen.
Mehrmaliger Schulterblick rettet Leben
Bei allen Fahrzeugen gibt es Bereiche – vor, hinter und neben dem Fahrzeug – die für den Fahrer trotz Spiegel nicht ohne weiteres einsehbar sind. Diesen Bereich bezeichnet man als „toten Winkel“. Darum ist der Schulterblick vor dem Einordnen und nochmals vor dem Abbiegen unerlässlich. Nur so erkennen Fahrer, ob sich Fahrradfahrer oder Fußgänger seitlich oder schräg hinter dem Fahrzeug befinden.
Lkw-Fahrern bringt der Schulterblick hingegen wenig, da die Rückwand des Führerhauses das Sichtfeld erheblich einschränkt. EU-weit gilt für Lkw ab einem Gewicht von 7,5 Tonnen jedoch: Sie müssen über Nahbereich- bzw. Anfahrspiegel sowie zwei Weitwinkelspiegel verfügen – zusätzlich zu den beiden erforderlichen Hauptaußenspiegeln. Auch wenn Fußgänger und Radfahrer dadurch für den Fahrer weitgehend sichtbar sind, gilt trotzdem höchste Aufmerksamkeit, denn Fahrer können nicht alles gleichzeitig im Blick behalten. Während man beispielsweise auf das Geschehen in einem Spiegel achtet, geraten möglicherweise andere Radfahrer oder Fußgänger aus dem Blick. Außerdem drehen sich die Spiegel beim Abbiegen mit dem Fahrzeug. Dabei können Verkehrsteilnehmer aus dem Sichtfeld geraten. Deshalb gilt für die Fahrer, die Fahrzeuge über 3,5 Tonnen fahren : nur in Schrittgeschwindigkeit abbiegen, sich jederzeit weiterhin versichern, dass der Weg frei ist und immer bremsbereit sein. Bei Zuwiderhandlung droht ein Bußgeld von 70 Euro und ein Punkt im Fahreignungsregister. Für Radfahrer und Fußgänger ist es wichtig, dass sie im Zweifel lieber auf ihr Vorrecht verzichten. Sie sollten sicher sein, dass sie vom abbiegenden Fahrzeugführer gesehen wurden und das Fahrzeug tatsächlich anhält. Fahrradfahrer sollten einen großen Seitenabstand einhalten bzw. bei einem Lkw oder Transporter besser dahinter bleiben.
Eine unterschätzte Gefahr: Die „Schleppachse“
Eine Herausforderung beim Abbiegen ist das Fahrverhalten von Lkw in Kurven. Zum Beispiel müssen Sattelschlepper zunächst nach links ausholen, um nach rechts in eine enge Einmündung abzubiegen. Dabei durchfahren die Hinterräder die Kurve in einem deutlich engeren Radius als die Vorderräder – die sogenannte „Schleppachse“. Das interpretieren Radfahrer und Fußgänger unter Umständen falsch und erkennen den Abbiegevorgang nach rechts zu spät, weil das Fahrzeug zunächst nach links steuert. Dann allerdings zieht sich vor allem bei langen Fahrzeugen die Kurve nach rechts eng zu. Vielerorts kommt es deshalb zu folgeschweren Kollisionen mit den "schwächeren" Verkehrsteilnehmern. Biegen lange Lkw ab, gilt es zu beachten: Die Seitenwand des Fahrzeugs verengt den Raum in der Kurve. Radfahrer fahren deshalb am besten defensiv und warten schon weit vor der Kreuzung, bis das vorausfahrende Fahrzeug abgebogen ist.
Abbiegeassistenten sind sinnvolle Helfer
Abbiegeassistenten warnen Lkw-Fahrer rechtzeitig, wenn sich Radfahrer und Passanten im Gefahrenbereich befinden. Doch bislang sind nur wenige Fahrzeuge mit solch einem System ausgestattet. Außerdem bremsen sie bislang nicht selbstständig. Aufmerksamkeit ist deshalb unerlässlich, um sicher abzubiegen und niemanden zu gefährden.
Besser Vorsicht als Nachsicht
Neben der korrekten Einstellung der Spiegel hilft motorisierten Verkehrsteilnehmern das kontinuierliche Beobachten des rechten Fahrbahnrandes und der mehrfache Schulterblick. So lassen sich mögliche Gefahren rechtzeitig erkennen. Im Zweifel sollten Radfahrer und Fußgänger erst die Straße überqueren, wenn sie durch Blickkontakt sicher sind, dass sie von abbiegenden Fahrzeuglenkern wahrgenommen wurden.
Zusätzliche Reflektoren am Fahrrad oder Kleidung mit reflektierenden und fluoreszierenden Stoffen erhöhen grundsätzlich die Sichtbarkeit von "schwächeren" Verkehrsteilnehmern und helfen so Unfälle zu vermeiden. Ebenfalls unverzichtbar: eine funktionierende Beleuchtungsanlage am Fahrrad und ein schützender Fahrradhelm.
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