Verkehrssicherheit 4.0

Die Digitalisierung ebnet den Weg für neue Technologien, die für mehr Verkehrssicherheit sorgen sollen. „Runter vom Gas“ stellt einige vor.

 

10.02.2021

Die Digitalisierung erfasst immer mehr Bereiche des täglichen Lebens – auch den Straßenverkehr. Schon heute unterstützen digitale Technologien Fußgängerinnen und Fußgänger, Rad- und Autofahrende auf ihren täglichen Wegen. Künftig werden noch mehr Verkehrsteilnehmende, aber auch deren Fahrzeuge sowohl untereinander als auch mit ihrer Umwelt vernetzt kommunizieren. Ein Überblick über Technologien und Projekte, bei denen neben einer effizienteren Mobilität und geringeren Umweltbelastungen vor allem eines im Mittelpunkt steht: mehr Verkehrssicherheit.

Car2X: Weniger Unfälle durch mehr „Kommunikation“

Der Begriff „Car2X“ beschreibt den automatisierten Informationsaustausch, sowohl zwischen Kraftfahrzeugen als auch Fahrrädern, Fußgängerinnen und Fußgängern sowie der Straßeninfrastruktur. Mit der entsprechenden Technik ausgestattet, findet die Kommunikation per WLAN oder Mobilfunk statt. So tauschen, wenn Gefahr droht, Verkehrsteilnehmende entsprechende Warnhinweise direkt untereinander aus. Durch die verkürzten Übertragungswege werden Risiken schneller verringert und Unfälle vermieden. Beispielsweise kann ein Unfallfahrzeug, das an einer schlecht einsehbaren Stelle steht, herannahende Fahrzeuge frühzeitig warnen. Deren Fahrerinnen oder Fahrer können dann bereits reagieren, bevor das verunfallte Kfz in Sichtweite ist. Ähnliches gilt für Baustellen, Einsatzfahrzeuge oder an Stauenden. Je früher Verkehrsteilnehmende wissen, dass sie sich einer Gefahrenstelle nähern, desto mehr Zeit bleibt für eine angemessene Reaktion.

Derzeit bieten nur wenige Hersteller Car2X-Systeme an und es gibt keinen einheitlichen Standard für die Übertragungstechnologie. Mit steigender Verbreitung kann die Technik das Unfallgeschehen jedoch positiv beeinflussen.

WilDa: Wildunfälle vermeiden

2019 verunglückten 2.867 Menschen bei Unfällen im Zusammenhang mit Wild auf der Fahrbahn. In der Dämmerung ist das Risiko für einen Wildunfall besonders hoch. Dann gehen Rehe und Wildschweine auf Nahrungssuche. Das Problem besteht besonders im Herbst, wenn die Sonne früher untergeht und gleichzeitig viele Pendler unterwegs sind. Die sieben Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichem Dienst des Projekts „Dynamische Wildunfallwarnung unter Verwendung heterogener Verkehrs-, Unfall- und Umweltdaten sowie Big Data“ (WilDa) entwickeln aktuell ein System zur Warnung vor Wildunfällen. Außerdem soll dort eine Datengrundlage für die Planung von Präventionsmaßnahmen – etwa Zäune, Schilder, Grünbrücken – entstehen. Grundlage dafür sind sowohl Daten zu bisherigen Wildunfällen als auch neue Methoden, welche die Analyse großer Datenmengen erlauben. Später sollen Verkehrsteilnehmende per App oder Navigationssystem vor Wildunfällen gewarnt werden. Dies erfolgt örtlich und zeitlich zielgerichtet, sofern ein erhöhtes Unfallrisiko besteht. 

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert das Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative mFund (Modernitätsfonds). Für weitere Informationen hier klicken.

SmartHelm: Augmented Reality für Fahrradkuriere

Kommerziell genutzte Lastenräder gehören im Verkehr inzwischen nach und nach dazu. Sie transportieren auch größere Ladungen leise und emissionsfrei. Doch die Kurierfahrerinnen und -fahrer sind doppelt gefordert: Sie müssen gleichzeitig ihre logistischen Aufgaben und den Verkehr im Auge behalten. Im Raum Bremen/Oldenburg entwickelt derzeit ein regionales Unternehmens-Konsortium einen speziellen Fahrradhelm, der Kurierinnen und Kuriere dabei unterstützen soll. Der fertige „SmartHelm“ wird über ein holografisches Visier verfügen, das relevante Informationen bereitstellt – etwa zu Staus oder Baustellen. Umgekehrt erfasst ein Eye-Tracker (eine spezielle Kamera) Blickbewegungsdaten. In Kombination mit speziellen Elektroden wird die Aufmerksamkeit der Helmträgerin beziehungsweise des Helmträgers gemessen. So kann der SmartHelm Stress-Situationen frühzeitig erkennen und die Kurierin oder den Kurier gegebenenfalls warnen. Das Projekt läuft noch bis Oktober 2022, derzeit wird an der Technik gearbeitet. Eine erste Testphase im Straßenverkehr ist für die zweite Jahreshälfte 2021 geplant.

Das BMVI fördert das Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative mFund (Modernitätsfonds).
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ScooterFusion: Assistenzsysteme für E-Scooter

In immer mehr Städten stehen Elektrokleinstfahrzeuge – beispielsweise E-Scooter – zur kurzzeitigen Ausleihe bereit. In der Folge häufen sich auch die Unfälle mit diesen Fahrzeugen. So registrierte die Polizei zwischen Januar und September 2020 insgesamt 1.570 Verkehrsunfälle mit E-Scootern, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Um die Sicherheit der elektrischen Roller zu erhöhen, erarbeitet das Projekt ScooterFusion ein autarkes Fahrerassistenzsystem. Dieses soll mittels Sensorik und Künstlicher Intelligenz andere Verkehrsteilnehmende erkennen. Grundlage dafür ist die Messung der Verkehrsdichte in Echtzeit und die Art der Verkehrsteilnahme. Droht ein Unfall, warnt das System sowohl die Rollerfahrerin oder den Rollerfahrer als auch gefährdete Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Das BMVI fördert das Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative mFund (Modernitätsfonds).
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Der Mobilitätsfonds mFUND

Mit der Forschungsinitiative mFUND (Modernitätsfonds) fördert das BMVI seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um digitale datenbasierte Anwendungen für die Mobilität 4.0. Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie den Zugang zum Datenportal mCLOUD.

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