Drogen am Steuer – Volle Dröhnung ins Unglück
Wer berauscht Auto fährt, riskiert sein Leben – und seine Freiheit.
31.05.2016
Drogen und Straßenverkehr – das passt nicht zusammen. Wer Haschisch, Kokain oder andere berauschende Substanzen konsumiert hat, ist enthemmt und überschätzt seine Fähigkeiten. Gefährliche Situationen sind vorprogrammiert. Davon abgesehen: Wer beim Fahren unter Drogen erwischt wird, riskiert eine Freiheitsstrafe.
Es ist ein milder Morgen im April 2012 als Manuel sich entscheidet, nach einer durchfeierten Nacht in seinen Wagen zu steigen und loszufahren. Acht Stunden zuvor hat er noch mit seinen Freunden Ecstasy genommen, jetzt schlängelt er sich mit seinem Auto durch den Berufsverkehr und übersieht kurz darauf die rote Ampel an einer Hauptverkehrskreuzung. „Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Meine Muskeln waren total angespannt und es fühlte sich an, als würde alles um mich herum vibrieren“, erklärt der 34-Jährige 3 Jahre später. Alles ging ganz rasch: Nachdem er die rote Ampel überfahren hat, sah er aus dem Augenwinkel einen Wagen von rechts auf sich zukommen. „Doch der Fahrer hat sehr schnell reagiert und konnte in letzter Sekunde ausweichen. Wäre er nicht so reaktionsschnell gewesen, würden wir jetzt vielleicht beide nicht mehr leben.“
Für Manuel war diese Situation ein Schlüsselerlebnis. Er schaffte es an jenem Montag unfallfrei über die Kreuzung, stellte seinen Wagen auf dem nächsten Parkplatz ab und versuchte, sein Herzrasen zu kontrollieren. „Mir ist schlagartig bewusst geworden, wie knapp das war“, sagt er und betont, dass er seitdem nicht mehr unter Drogen am Steuer gesessen habe.
Drogen im Straßenverkehr: Konsumenten riskieren Freiheitsstrafe
Manuel S. hatte nicht nur das Glück, keinen Unfall verursacht zu haben: Wäre er in einen Drogentest der Polizei geraten, hätte er mit empfindlichen Strafen rechnen müssen. Denn laut Straßenverkehrsordnung (§ 24 a Abs. 2 StVG) handeln Verkehrsteilnehmer ordnungswidrig, wenn sie unter der Wirkung berauschender Mittel, wie zum Beispiel Morphin, Kokain oder Amphetamin, ein Kraftfahrzeug führen. Bei Verstößen sieht der Bußgeldkatalog Strafen von 500 bis 1.500 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot von einem Monat bis zu drei Monaten vor.
„Das genaue Bußgeld ist abhängig davon, ob es sich um eine Ersttat handelt oder der Fahrer bereits wegen ähnlicher Verstöße belangt wurde“, sagt David Sturmer, Polizeikommissar in der saarländischen Zentrale Verkehrspolizeiliche Dienste (ZVD). Bei besonders schweren Verstößen kann es sogar zu einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr kommen – nämlich dann, wenn es beim Fahren unter Drogen zu offensichtlichen körperlichen Ausfallerscheinungen kommt und der Fahrzeuglenker nicht mehr in der Lage ist, sein Auto sicher zu führen.
Gefährlicher Trend: Fahrten unter Drogeneinfluss nehmen zu
Sturmer ist seit acht Jahren regelmäßig dienstlich in Kontakt mit Betäubungsmittelkonsumenten. Seit 2014 ist er bei der ZVD vor allem für die Koordinierung der polizeilichen Alkohol- und Drogenerkennung im Straßenverkehr zuständig. Seiner Meinung nach sind Drogen am Steuer ein zunehmendes Problem: „Ohne sich auf statistische Werte zu beziehen, ist mein subjektiver Eindruck, dass immer mehr Personen als Kraftfahrer am Straßenverkehr teilnehmen, während sie psychoaktiv beeinflusst sind.“ Die Statistik gibt ihm Recht: In den Jahren 1991 bis 2013 hat sich die Zahl der Unfälle mit Personenschaden unter dem Einfluss anderer berauschender Mittel als Alkohol mehr als verdreifacht. Sie stieg deutschlandweit von 434 auf 1.388 Unfälle – ein gefährlicher Trend. Denn wer Substanzen wie Cannabis, Ecstasy, Amphetamin, Methamphetamin oder Kokain im Blut hat, neigt schnell zu aggressivem Verhalten und zu Selbstüberschätzung – im Straßenverkehr eine brisante Mischung. Zumal die unterschiedlichen Drogen noch viele weitere unterschiedliche Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben. „Was den Konsum für den Straßenverkehr noch gefährlicher macht, ist die Erschöpfungsphase, die auf den Rausch folgt“, sagt Sturmer und erklärt: „Durch die Stimulation und den Verbrauch der körpereigenen Reserven fällt der Konsument nach dem Rausch in ein Leistungstief. Der Zeitpunkt des Wechsels von Hochgefühl zu völliger Erschöpfung ist nicht voraussehbar.“
Eine Zeit lang erlebte Manuel S. dieses Wechselbad der Gefühle regelmäßig. Heute ist er froh über seine zweite Chance und den Neuanfang. Doch er betont: „Mir wäre es natürlich lieber gewesen, wenn es erst gar nicht so weit gekommen wäre. Ich habe nicht nur mit meinem Leben, sondern auch mit dem anderer gespielt – und habe sehr viel Glück gehabt, dass nicht mehr passiert ist.“
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