Stadionsprecher

Nach dem Spiel ist vor der Heimfahrt

 

21.06.2016

Damit die Fußballbegeisterten ihre Emotionen nach dem Abpfiff nicht mit auf die Straße nehmen, bildeten „Runter vom Gas“ und mehrere deutsche Spitzenvereine ein Team. Bundesligisten wie Borussia Dortmund, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach oder der VfB Stuttgart liehen der Verkehrssicherheitskampagne ihre Stimme – im wahrsten Sinne des Wortes: Die Stadionsprecher riefen die Fans auf, nach Spielschluss mit angepasster Geschwindigkeit nach Hause zu fahren. Das Motto: „Gebt Vollgas beim Anfeuern – geht am Steuer runter vom Gas!“ „Runter vom Gas“ sprach im Anschluss an die Aktion mit dem Stadionsprecher von Schalke 04, Dirk Oberschulte-Beckmann, über Emotionen im und außerhalb des Stadions.

07.01.2015

Herr Oberschulte-Beckmann, Sie sind seit mehr als 20 Jahren Stadionsprecher von Schalke 04. Ist diese Aufgabe nach so langer Zeit zur Routine geworden oder ist es noch immer ein ganz besonderes Gefühl, den Stadionrasen zu betreten?

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich das erste Mal im alten Parkstadion vor den Fans stand – das war einfach unbeschreiblich. Auch das erste Spiel in der neuen Arena war unglaublich aufregend für mich. Über die Jahre hinweg habe ich so viel erlebt. Das sind Erinnerungen, die ich niemals missen möchte. Für diesen Job muss man zwar ein wenig verrückt sein, vielleicht hänge ich aber gerade deshalb so an ihm.

Eine Ihrer Aufgaben ist es, die Fans auf die bevorstehende Partie einzustimmen. Wie gelingt Ihnen das?

Das ist gar nicht so schwer, wir haben ein sehr begeisterungsfähiges Publikum. Unsere Fans kommen mit einer großen Vorfreude ins Stadion. Selbst in Zeiten, in denen es sportlich nicht so läuft, stehen sie zu ihrer Mannschaft und unterstützen sie. Spätestens wenn unser Vereinslied läuft und ich die Aufstellungen vorlese, steigt die Stimmung und es geht nur noch um Fußball.

Ab und an kochen die Emotionen im Stadion leider über. Können Sie das Publikum während oder nach einer besonders hitzigen Partie wieder einfangen?

Emotionen gehören zum Fußball dazu – gerade im Ruhrgebiet. In 90 Minuten kann es je nach Spielverlauf und Gegner heiß hergehen. Aber irgendwo muss eine Grenze sein, der gegenseitige Respekt darf nicht verloren gehen. Nach der Begegnung müssen sich Fans und Spieler der gegnerischen Vereine wieder die Hände schütteln.

Im Frühjahr 2014 haben Sie nach einem Heimspiel von Schalke 04 die „Runter vom Gas“- Aktion „Gebt Vollgas beim Anfeuern – geht am Steuer runter vom Gas!“ mit Stadiondurchsagen unterstützt. Wie wichtig ist es, sich mit kühlem Kopf hinters Steuer zu setzen?

Die Klub-Verantwortlichen und ich waren uns sofort einig: Da machen wir mit. Ich habe nichts gegen Emotionen – eher im Gegenteil. Aber im Straßenverkehr sind sie eine Gefahr und können tragische Folgen haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich ärgert oder freut. Im Straßenverkehr zählt Besonnenheit – vor und nach dem Spiel.

Sie selbst sind leidenschaftlicher Motorradfahrer. Wie halten Sie Ihre Emotionen unter Kontrolle, wenn Sie auf Ihrer Maschine unterwegs sind?

Wenn ich merke, dass ich mit meinen Gedanken woanders bin und ich mich über Dinge ganz besonders freue oder ärgere, versuche ich mich zunächst einmal zu beruhigen. Erst dann fahre ich los. Wenn Situationen auf der Straße zu starke Emotionen auslösen, atme ich ein paarmal tief durch. Wenn ich merke, dass das nicht hilft, fahre ich rechts ran. Ich mache eine Pause und gehe einen Kaffee trinken. Danach kann ich entspannt – also sicher – weiterfahren.

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Die Botschaft „Runter vom Gas“ erreicht auch die treuesten Fans des FC Schalke 04. 

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Knapp 1.000.000 Fans, vier Spieltage, eine Botschaft: Die Initiative „Runter vom Gas“ in deutschen Fußballstadien geht in die verbale Offensive. 

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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: „Runter vom Gas“ und der FC Schalke 04 appellieren an die Fußballfans für eine sichere Abreise vom Stadion.