Die Zukunft der Mobilität
„Der Mensch ist der schlechtere Fahrer.“ Wie können Technik und neue Konzepte den Verkehr sicherer machen? Antworten gibt der Mobilitätsforscher Prof. Dr. Andreas Knie.
08.03.2018
Verstopfte Innenstädte, Konflikte zwischen Verkehrsteilnehmern und Unfälle: Die Mobilität in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Genauso groß sind die Veränderungen, die in den kommenden Jahren zu erwarten sind. Es gibt viele Ansätze zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Für Mobilitätsforscher Prof. Dr. Andreas Knie ist der wichtigste Schritt: den Menschen das Steuer aus der Hand zu nehmen.
Herr Prof. Dr. Knie, immer mehr Menschen wohnen in Städten. Wie lässt sich verhindern, dass der Verkehr kollabiert?
Wenn wir jetzt handeln, stehen uns goldene Zeiten bevor. Schließlich verfügen wir über die technologischen Mittel, die man für einen nachhaltigen, vernetzten und sozial ausgeglichenen Verkehr benötigt. Die Elektromobilität entwickelt sich immer weiter. Wenn wir die Vielfalt in den Städten intelligent nutzen, können wir die Zukunft der Mobilität positiv entwickeln.
Wie stellen Sie sich das genau vor?
Wir brauchen eine andere Verkehrsaufteilung. Wir brauchen mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass wir den Raum für Autoverkehr empfindlich einschränken. Darüber hinaus müssen wir die Antriebe ändern. Der Anteil von Verbrennungsmotoren sollte reduziert werden.
Und in Zukunft stehen automatisierte Systeme und autonome Verkehrsmittel im Fokus, die gut vernetzt sind – zum Beispiel mit dem Smartphone. Ebenfalls brauchen wir eine Änderung im Verhalten. Wir sollten uns immer fragen: „Muss ich diese Fahrt wirklich machen? Ich kann auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Rad fahren.“
2016 sind 3.206 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen – 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Anzahl der Toten und Schwerverletzten weiter zu reduzieren, ist also vor allem mit dem autonomen Fahren zu erreichen?
Wir brauchen dazu jedenfalls leider – oder vielleicht glücklicherweise – die Technik. Der Mensch ist der schlechtere Fahrer.
Emily – ein autonomer Shuttlebus
Selbstfahrende Pkw sollen die Verkehrssicherheit erhöhen. Einer ist bereits unterwegs: Emily ist ein fahrerloser Shuttlebus, der Platz für maximal acht Personen bietet. Er fährt sechs bis neun Kilometer pro Stunde und folgt einer festgelegten Route. Mit Sensoren erfasst er die Bereiche vor sich und etwaige Hindernisse. Ein geschulter Fahrbegleiter ist ebenfalls an Bord. Er kann bei Bedarf eingreifen. Momentan ist der Kleinbus nur auf dem Gelände des EUREF-Campus in Berlin unterwegs.
Trauen Sie dem Menschen nicht zu wenig zu? Wenn die Einstellung stimmt und man rücksichtsvoll fährt, sinkt das Unfallrisiko.
Das ist richtig. Doch unabhängig davon machen Menschen Fahrfehler. Autonome Fahrzeuge wie der Shuttlebus Emily nicht. Ich bin kein technikgläubiger Mensch. Aber autonomes Fahren wird die Unfallursachen und die Anzahl der Unfalltoten enorm reduzieren.
Vertrauen in die Technik: Prof. Dr. Andreas Knie im autonomen Shuttlebus Emily.
Schwer vorstellbar, dass alle Autofahrer bereit sind, auf das Lenkrad zu verzichten.
Ich behaupte: Sobald automatische und autonome Systeme immer präsenter werden, wird sich das Selbstverständnis vom Autofahren ändern. Das Bild von Autofahrern, die zum Lenkrad greifen und den Schaltknüppel bedienen, wird bald Vergangenheit sein. „Ach, Sie fahren noch selbst?” – diese Frage wird man in Zukunft möglicherweise häufiger hören.
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