Güterkraftfahrer: Viele Fahrer halten keinen Sicherheitsabstand
Fahrer von Kleinlastern sind häufig Hauptverursacher von Unfällen. Weitere Fakten zu Lkw, Sattelzugmaschinen und anderen Güterkraftfahrzeugen im Überblick.
14.09.2020
Im Jahr 2019 ereigneten sich insgesamt 27.103 Unfälle mit Personenschaden, an denen mindestens ein Güterkraftfahrzeug beteiligt war. Dabei wurden 36.603 Personen verletzt, 684 Menschen starben. Bei 17.641 dieser Unfälle waren die Fahrer der Güterkraftfahrzeuge Hauptverursacher. Das geht aus der Unfallstatistik des Statistischen Bundesamtes hervor.
Fahrer von Güterkraftfahrzeugen kommen seltener zu Schaden
Lastkraftwagen (Lkw), Sattelzugmaschinen und andere Güterkraftwagen sind die größten bzw. längsten und schwersten Fahrzeuge auf den Straßen. In der Regel verunglücken Insassen dieser Fahrzeuge seltener als andere Verkehrsteilnehmer. So weist die Statistik für 2019 8.910 verunglückte Fahrer und Mitfahrer von Güterkraftfahrzeugen aus. Zum Vergleich: Bei Pkw-Insassen waren es fast 23 Mal mehr – 207.493 Verunglückte. Danach folgen verunglückte Radfahrer (87.342), Fahrer und Mitfahrer von Krafträdern (41.865) sowie Fußgänger (30.243).
152 Insassen von Güterkraftfahrzeugen starben. Demgegenüber führt die Statistik 1.364 getötete Pkw-Insassen, 605 verstorbene Kraftradfahrer, 417 getötete Fußgänger, 445 ums Leben gekommene Radfahrer und weitere 63 Getötete (z.B. Bus und landwirtschaftliche Fahrzeuge) auf.
Pkw-Fahrer sind die häufigsten Unfallgegner
Fahrer von Güterkraftfahrzeugen verursachen relativ selten Alleinunfälle. Bei lediglich 6 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden von Güterkraftfahrzeugen war kein weiteres Fahrzeug beziehungsweise kein Fußgänger beteiligt. Dabei starben 33 Insassen. Detaillierter ausgewertet wurden im Hinblick auf die Unfallgegner Unfälle mit maximal zwei Beteiligten. Bei denen weist die Statistik Pkw-Fahrer als häufigsten Unfallgegner aus. Bei 12.335 Kollisionen mit Personenschaden kamen 211 Pkw-Insassen und 13 Insassen von Güterkraftfahrzeugen ums Leben. Zweithäufigster Unfallgegner waren Radfahrer: Bei 2.958 Unfällen wurden 74 Radfahrer getötet. 40 Kraftradfahrer starben bei 1.507 Unfällen, 58 Fußgänger bei 1.350 Unfällen. Bei 1.271 Unfällen mit Personenschaden, bei denen Güterkraftfahrzeuge miteinander kollidierten, starben 50 Insassen.
Fahrer von Kleinlastern sind besonders häufig schuld
Kommt es zu einem Unfall mit Personenschaden, tragen Fahrer von Güterkraftfahrzeugen häufig die Hauptschuld: 2019 lag der Anteil der Hauptverursacher nach Einschätzung der Polizei bei 58,9 Prozent. Bei Fahrern eines Kleinlasters war die Quote mit 66 Prozent noch höher.
Mangelnder Abstand ist Unfallursache Nummer eins
Berufskraftfahrer von Lastkraftwagen, Sattelzugmaschinen und anderen Güterkraftfahrzeugen verbringen deutlich mehr Zeit hinterm Steuer und auf der Straße als andere Verkehrsteilnehmer und stehen häufig unter Zeitdruck. Statistisch gesehen unterlaufen ihnen jedoch recht wenige Fehler. 20.928 Verfehlungen stellte die Polizei 2019 bei Unfällen mit Personenschaden fest – 5,9 Prozent der erfassten Fehler aller Fahrer. Radfahrer begingen fast dreimal so viele Fehler, Autofahrer elfmal so viele. Die drei häufigsten Fehler von Fahrern eines Güterkraftfahrzeugs waren:
● Abstandsfehler (4.336)
● Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren (3.540)
● Missachten der Vorfahrt/des Vorrangs (2.380)
Das sollten Fahrer von Güterkraftfahrzeugen beachten
● Achten Sie auf den Sicherheitsabstand. Ab Tempo 50 beträgt dieser laut Straßenverkehrsordnung (StVO) für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen mindestens 50 Meter auf Autobahnen.
● Achten Sie besonders im Stadtverkehr beim Abbiegen auf Radfahrer und Fußgänger im toten Winkel. Nutzen Sie dazu wiederholt die Zusatzspiegel an Ihrem Fahrzeug bzw. rüsten Sie möglichst auch Abbiegeassistenten für Ihr Fahrzeug nach. Innerorts darf nur mit Schrittgeschwindigkeit abgebogen werden.
● Suchen Sie Blickkontakt zu anderen Verkehrsteilnehmern, wenn es die Situation erfordert.
● Passen Sie generell, vor allem in Herbst und Winter, die Geschwindigkeit an die Sicht-, Witterungs- und Fahrbahnverhältnisse an.
● Halten Sie unbedingt die vorgeschriebenen Lenkzeiten ein, fahren Sie nur ausgeruht.
● Vermeiden Sie jede Art von Ablenkung (zum Beispiel Handys oder laute Musik). Der Griff zum Smartphone, Tablet oder Ähnlichem ist am Steuer verboten.
● Rechnen Sie jederzeit mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer.
● Nehmen Sie Rücksicht auf andere und versuchen Sie, sich in die schwächeren Verkehrsteilnehmer hineinzuversetzen.
Das sollten Radfahrer beachten
Will ein Lkw-Fahrer rechts abbiegen, während Sie auf derselben Fahrbahn ihren Weg geradeaus fortsetzen, reduzieren Sie Ihr Tempo und bleiben Sie am besten hinter dem Fahrzeug im sicheren Bereich anstatt vorbei zu fahren; denken Sie daran, dass der Fahrer Sie beim Abbiegen übersehen könnte. Die Gesamtsituation ändert sich kontinuierlich, sofern beide in Bewegung sind. Wenn der Lkw neben Ihnen steht, sollten Sie am besten Blickkontakt aufnehmen, um sicher zu gehen, dass Sie gesehen werden. Halten Sie sich nach Möglichkeit nicht im toten Winkel auf. Verzichten Sie ggf. auf den Vorrang. Wenn die Fahrbahn sehr eng ist, schieben Sie am besten das Rad auf den Fußweg und warten Sie, bis die Situation vorbei ist.
● Geben Sie Handzeichen.
● Rechnen Sie immer mit Fehlverhalten der Lkw-Fahrer.
● Beachten Sie: Lkw scheren beim Abbiegen oft aus, erhöhte Aufmerksamkeit ist gefragt.
Das sollten Autofahrer beachten
● Passen Sie Ihre Geschwindigkeit an die Wetterverhältnisse an.
● Rechnen Sie immer mit Fehlverhalten von Lkw-Fahrern.
● Vergewissern Sie sich, dass der Lkw-Fahrer Sie gesehen hat. Suchen Sie im Idealfall Augenkontakt.
● Bewahren Sie Ruhe, auch wenn der Lkw-Fahrer einen Fehler macht.
● Vermeiden Sie Ablenkung aller Art am Steuer (Handy, Essen, Trinken). Der Griff zum Smartphone ist am Steuer verboten.
● Fahren Sie vorausschauend.
● Beachten Sie: Lkw scheren beim Abbiegen oft aus.
● Verzichten Sie notfalls auf Ihre Vorfahrt.
● Beachten Sie den verlängerten Bremsweg von Lkw.
So werden Unfalldaten erhoben
Hier ansehenPolizeibeamte tragen die Ursachen eines Verkehrsunfalls in ein sogenanntes Erhebungspapier ein. Dabei greifen sie auf ein seit 1975 geltendes Ursachenverzeichnis zurück. Wichtig: Die Beamten können pro Unfall zwei allgemeine Ursachen angeben, beispielsweise Straßenverhältnisse, Witterungseinflüsse oder Hindernisse. Ebenso können sie dem Hauptverursacher und einem weiteren Beteiligten jeweils bis zu drei personenbezogene Fehler zuschreiben. Dieses sogenannte personenbezogene Fehlverhalten umfasst beispielsweise das Missachten der Vorfahrt, Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit und falsche Straßenbenutzung. Pro Unfall sind demnach bis zu acht Unfallursachen möglich. Das erklärt, warum die Statistik 2019 mehr personengebundene Verfehlungen von Beteiligten (368.149) als Unfälle mit Personenschaden (300.143) aufweist. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden erhält und erfasst alle Daten aus den Bundesländern und erstellt die bundesweite Verkehrs- und Unfallstatistik.
Begriffsdefinitionen
Hier ansehen- Unfälle mit Personenschaden ...
... sind Alleinunfälle oder Zusammenstöße, bei denen Personen verletzt oder getötet werden.
- Verunglückte ...
... sind Personen (auch Mitfahrer), die bei einem Unfall verletzt oder getötet werden. Verunglückte werden auch als Verkehrsopfer oder Unfallopfer bezeichnet.
- Getötete ...
... sind Personen, die innerhalb von 30 Tagen an den Folgen eines Unfalls sterben.
- Schwerverletzte ...
... sind Personen, die unmittelbar für mindestens 24 Stunden zur stationären Behandlung in einem Krankenhaus aufgenommen werden.
- Leichtverletzte ...
... sind Personen mit allen anderen Arten von körperlichen Schäden, die durch einen Unfall verursacht werden.
- Beteiligte ...
... werden alle Fahrzeugführer oder Fußgänger genannt, die selbst (oder deren Fahrzeug) Schaden erlitten oder hervorgerufen haben. Verunglückte Mitfahrer zählen demnach nicht zu den Unfallbeteiligten.
- Güterkraftfahrzeuge …
… sind Lastkraftwagen unter und über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht sowie Sattelzugmaschinen und andere Güterkraftfahrzeuge.
Weitere Informationen über Lkw-Fahrer gibt es auf den Internetseiten des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung, des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur des Deutschen Verkehrssicherheitsrats, der Deutschen Verkehrswacht – und hier als Download:
- Weiterführende Links
„Tipps für Profis: Abstand/Geschwindigkeit“
Broschüre herunterladen„Tipps für Profis: Fit am Steuer“
Broschüre herunterladen„Für mehr Verständnis: Pkw – Lkw. Lkw – Pkw.“
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