Verkehrsunfälle von Kraftradfahrern
Die meisten kommen auf Landstraßen ums Leben. Doch was ist die häufigste Ursache?
14.09.2020
Im Jahr 2019 verunglückten insgesamt 41.865 Nutzer eines Kraftrads – darunter unter anderem Fahrer und Mitfahrer von Mofas, Kleinkrafträdern, Leichtkrafträdern sowie Motorrädern. Bei diesen Unfällen starben 605 Menschen. Das ergeben die Auswertungen des Statistischen Bundesamtes.
Von den insgesamt 3.046 im Straßenverkehr getöteten Personen war demnach 2019 jeder Fünfte auf einem Kraftrad unterwegs. Erschreckend hoch ist die Zahl der tödlich verunglückten Fahrer und Mitfahrer von Leichtkraftädern und Motorrädern: 530 kamen 2019 ums Leben. Auf einem Kleinkraftrad starben 45 Personen, auf einem Mofa 12. Auf sonstigen Krafträdern kamen 18 Menschen ums Leben. Ebenfalls deutlich waren die Unterschiede bei den Verletzten: Auf Leichtkrafträdern und Motorrädern kamen 27.008 Menschen zu Schaden, auf Kleinkrafträdern 10.256, auf Mofas 3.019. Dazu kommen 977 Personen, die sich bei Unfällen mit sonstigen Krafträdern verletzten.
Auf Landstraßen sterben die meisten Kraftradfahrer
2019 verloren auf Landstraßen 446 Personen auf Krafträdern ihr Leben. Innerorts starben 124 Fahrer und Mitfahrer eines Kraftrads. Auf Autobahnen kamen 35 Nutzer von Krafträdern ums Leben. 875 wurden dort verletzt. Die meisten Verletzten gab es 2019 innerorts (27.090), außerorts waren es 14.170 Verletzte.
Fahrer im Alter zwischen 50 und 54 Jahren sind besonders gefährdet
Die Mehrheit der zu Tode gekommenen Nutzer eines Kraftrads war zwischen 55 und 59 Jahre alt (72 Getötete). Bei den Verletzten bildeten 15- bis 17-Jährige die Mehrheit: 1.743 Menschen dieser Altersgruppe verletzten sich auf einem Kraftrad schwer, 6.387 leicht. Die meisten der 15- bis 17-jährigen Unfallopfer in 2019 verloren auch auf einem Kraftrad ihr Leben (35 von insgesamt 66 getöteten 15-bis 17-Jährigen).
Fehlverhalten von Kraftradfahrern
Bei 40.686 Unfällen mit Personenschaden, in die Krafträder (einschließlich S-Pedelecs sowie drei- und vierrädrige Kraftfahrzeuge) verwickelt waren, war 22.148 Mal der Kraftradfahrer Hauptverursacher. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) dieser Unfälle wird demnach von Kraftradfahrern verursacht. Zum Vergleich: Pkw-Fahrer sind zu 84 Prozent Hauptverursacher, wenn sie an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt sind.
Bei Kraftrad-Unfällen waren 14.994 Mal Fahrer von Leichtkrafträdern, Motorrädern sowie drei- und schweren vierrädrigen Kraftfahrzeugen Hauptverursacher, 7.154 Mal die Fahrer von Mofas, Kleinkrafträdern, S-Pedelecs sowie drei- und leichten vierrädrigen Kraftfahrzeugen. Dabei stellte die Polizei 27.377 Fehlverhalten aller Fahrer dieser Fahrzeuge fest. Die häufigsten Fehler bei Unfällen mit Personenschaden waren:
● Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit (7.925)
● Fehler beim Abstandhalten (3.592)
● Fehler beim Überholen (2.181)
Das sollten Pkw-Fahrer über Krafträder wissen
Krafträder unterscheiden sich erheblich von Pkw. Sie sind kleiner, können leichter übersehen werden und haben aufgrund ihres niedrigeren Gewichts bei vergleichsweise starken Motoren ein anderes Beschleunigungsverhalten. Hier wichtige Tipps für Autofahrer, die einem Kraftrad begegnen:
● Motorisierte Zweiräder wie Mofas, Mopeds, Roller oder Motorräder sind Einspurfahrzeuge, die bei Geschwindigkeiten unterhalb von 20 km/h sehr instabil werden. Autofahrer, die ein langsames Kraftrad überholen, müssen immer mit einem Ausscheren rechnen und entsprechend Sicherheitsabstand halten.
● Kraftradfahrer müssen vor allem auf Spurrillen, Kanaldeckel und Fahrbahnunebenheiten achten. Deswegen mit plötzlichen Ausweichbewegungen von Kraftradfahrern rechnen.
● Die Geschwindigkeiten und vor allem auch die Beschleunigung von Motorrädern werden von anderen Verkehrsteilnehmern häufig unterschätzt. Im Zweifel daher besonders in Kreuzungsbereichen bzw. während Abbiegevorgängen warten.
● Pkw-Fahrer sollten enge Kurven möglichst dicht am rechten Fahrbahnrand durchfahren, um nicht mit entgegenkommenden Krafträdern, die sich in die „Kurve legen“ zu kollidieren. Autofahrer sollten auch mit Kraftradfahrern rechnen, die unerlaubt die Kurve „schneiden“.
● Bei Nässe, Nebel oder anderen Witterungseinflüssen besonders vorausschauend fahren.
● Bedingt durch das geringere Gewicht haben Kraftradfahrer in der Regel einen kürzeren Anhalteweg, darum unbedingt auf ausreichend Sicherheitsabstand achten.
Praxis-Tipps: So kommen Motorradfahrer sicher durch den Verkehr
● Motorradfahrer sollten wie Autofahrer regelmäßig ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Vor allem, wenn sie sich eine neue Maschine zugelegt haben. Sie können sich an die Eigenschaften des Zweirads gewöhnen und deren Beherrschung verbessern. Auch nach einer langen Winterpause ist der Einstieg mit einem Training ratsam.
● Wer längere Touren plant, sollte sich den Verlauf der Strecke genau anschauen und besondere Bedingungen wie enge Straßen identifizieren.
● Motorradfahren ist anstrengend: Fahrer und Mitfahrer sollten in guter körperlicher Verfassung sein, um Konzentrationsschwächen zu vermeiden.
● Motorradfahrer sollten stets vorausschauend und defensiv agieren. Vor allem bei schwer einsehbaren Kurven und Streckenverläufen müssen sie damit rechnen, dass sich Hindernisse hinter Kurven oder Kuppen befinden können.
● Kraftradfahrer müssen immer mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechnen bzw. damit, dass sie nicht richtig wahrgenommen werden oder ihre Geschwindigkeit unterschätzt wird.
● Überholmanöver bei Gegenverkehr unterlassen.
● Eine gute Schutzkleidung ist für Kraftradfahrer unerlässlich. Mit Reflexmaterial machen sie sich für andere besser sichtbar.
● Moderne Motorräder verfügen über Assistenzsysteme, die wie im Auto die Sicherheit erhöhen. Dazu gehören ABS, ESP, Traktionskontrolle, Kurvenlicht usw. Allein auf technische Hilfsmittel sollten sich Fahrer jedoch nicht verlassen und sich stets so verhalten, dass sie Gefahren vermeiden.
So werden Unfalldaten erhoben
Hier ansehenPolizeibeamte tragen die Ursachen eines Verkehrsunfalls in ein sogenanntes Erhebungspapier ein. Dabei greifen sie auf ein seit 1975 geltendes Ursachenverzeichnis zurück. Wichtig: Die Beamten können pro Unfall zwei allgemeine Ursachen angeben, beispielsweise Straßenverhältnisse, Witterungseinflüsse oder Hindernisse. Ebenso können sie dem Hauptverursacher und einem weiteren Beteiligten jeweils bis zu drei personenbezogene Fehler zuschreiben. Dieses sogenannte personenbezogene Fehlverhalten umfasst beispielsweise das Missachten der Vorfahrt, Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit und falsche Straßenbenutzung. Pro Unfall sind demnach bis zu acht Unfallursachen möglich. Das erklärt, warum die Statistik 2019 mehr personengebundene Verfehlungen von Beteiligten (368.149) als Unfälle mit Personenschaden (300.143) aufweist. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden erhält und erfasst alle Daten aus den Bundesländern und erstellt die bundesweite Verkehrs- und Unfallstatistik.
Begriffsdefinitionen
Hier ansehen- Unfälle mit Personenschaden ...
... sind Alleinunfälle oder Zusammenstöße, bei denen Personen verletzt oder getötet werden.
- Verunglückte ...
... sind Personen (auch Mitfahrer), die bei einem Unfall verletzt oder getötet werden. Verunglückte werden auch als Verkehrsopfer oder Unfallopfer bezeichnet.
- Getötete ...
... sind Personen, die innerhalb von 30 Tagen an den Folgen eines Unfalls sterben.
- Schwerverletzte ...
... sind Personen, die unmittelbar für mindestens 24 Stunden zur stationären Behandlung in einem Krankenhaus aufgenommen werden.
- Leichtverletzte ...
... sind Personen mit allen anderen Arten von körperlichen Schäden, die durch einen Unfall verursacht werden.
- Beteiligte ...
... werden alle Fahrzeugführer oder Fußgänger genannt, die selbst (oder deren Fahrzeug) Schaden erlitten oder hervorgerufen haben. Verunglückte Mitfahrer zählen demnach nicht zu den Unfallbeteiligten.
- Krafträder …
… sind Krafträder mit einem amtlichen Kennzeichen (etwa Motorräder und -roller) sowie Krafträder mit Versicherungskennzeichen (zum Beispiel Mofas, Mopeds, Mokicks und auch E-Bikes sowie S-Pedelecs).
1Im Beitrag werden Krafträder als Fahrzeuge bezeichnet, die Mofas, Kleinkrafträder, Leichtkrafträder sowie Motorräder einschließen. Ausgenommen sind – wenn nicht anders erwähnt – S-Pedelecs sowie drei- und vierrädrige Kraftfahrzeuge.
Weitere Informationen über Motorradfahrer gibt es auf der Internetseite www.vivalamopped.com sowie den Internetseiten des Instituts für Zweiradsicherheit, des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur und des Deutschen Verkehrssicherheitsrats – und hier als Download:
- Weiterführende Links
„Gefährliche Begegnungen: Situationen erkennen – sicherer fahren“
Broschüre herunterladen„Infokarte Motorradsicherheit“
Broschüre herunterladen„Langenscheidt: Motorrad - Alle“
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